Übergabe an Akademie der Bildenden Künste in München

Ausgemusterte Olympiastadion-Scheinwerfer für die Kunst

28.02.2023 I 50 Original-Scheinwerfer aus dem Olympiastadion, die noch aus dem Olympia-Jahr 1972 stammen, mussten ausgetauscht werden. Sie einfach zu entsorgen, wäre schade gewesen, daher haben wir einen großen Teil davon kostenfrei an die Münchner Akademie der Bildenden Künste übergeben. So erwartet die über 50-jährigen Strahler ein spannendes zweites Leben in der Kunst. Was die Künstler*innen damit planen, erfahren Sie hier.

Austausch der reparaturbedürftigen Strahler

50 Jahre alt wird das Münchner Olympiastadion im kommenden Jahr. Auch seine Flutlicht-Beleuchtung stammte bislang original aus dem Olympia-Jahr 1972. 50 der Scheinwerfer hatten inzwischen größere Defekte und konnten nicht mehr repariert werden.

Da aber im Olympiastadion ein Drittliga-Fußballverein spielt, braucht es eine funktionstüchtige Spielfeld-Beleuchtung. Als Infrastruktur-Dienstleister der Stadt München sind die SWM für die technische Instandhaltung zuständig. Wir haben die 50 Strahler ausgebaut und durch neue LED-Scheinwerfer ersetzt – in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde.

Die Dimensionen der ausgemusterten historischen Scheinwerfer sind beeindruckend: Das Siemens-Modell 5NA 710 aus Reinst-Aluminium wartet pro Stück mit mehr als 30 Kilogramm Gewicht und einem Glas-Durchmesser von 80 Zentimetern auf. Die defekten Leuchtmittel im Inneren wurden entfernt. Einige Exemplare werden für Archivzwecke aufbewahrt sowie an Münchner Museen und Hochschulen gegeben, dann waren noch 40 übrig – fürs Wegwerfen viel zu schade.

Kreative Weiterverwendung

Felix Pfeiffer, der seit 2019 als Elektrotechnik-Ingenieur im Technischen Service der SWM arbeitet, war mit der Erneuerung der Scheinwerfer betraut. Er hatte die Idee, die ausgedienten historischen Stücke für einen guten Zweck weiterzugeben.

Der Weg dahin gestaltete sich durchaus herausfordernd, diverse organisatorische und technische Hindernisse mussten aus dem Weg geräumt werden. Doch es hat sich gelohnt, meint Felix Pfeiffer mit einem Augenzwinkern: „Es gibt den treffenden Spruch: Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat´s gemacht.“

Und so haben wir die 40 Scheinwerfer kostenfrei an die Münchner Akademie der Bildenden Künste übergeben. So erwartet die historischen Olympia-Scheinwerfer ein spannendes zweites Leben in der Kultur an neuen Wirkungsstätten.

Ideengeber Felix Pfeiffer (SWM) und Künstler Max Weisthoff (rechts)

Riesige Nachfrage und spannende Ideen

Die Akademie der Bildenden Künste verteilte die Strahler an Studierende, junge Künstler*innen und Kultureinrichtungen weiter, zum Beispiel an das Gärtnerplatztheater und Die Verpackerei in Görisried. „Als wir das Angebot der SWM weitergegeben haben, die Olympiapark-Scheinwerfer für künstlerische Projekte weiter zu verwerten, sind wir auf riesige Resonanz gestoßen“, sagt Angela Holzwig, Pressesprecherin der Akademie. „Viele Studierende haben sich gemeldet mit Ideen und Plänen. Aber auch unsere Fotowerkstatt wird Olympia-Strahler in ihren Fundus aufnehmen.“
 

Einige Beispiele für die geplanten Projekte:

  • Die Klasse von Prof. Olaf Nicolai beschäftigte sich mit dem Thema „Attentat”, sowie damit verbundenen Begriffen wie „Erinnerungskultur” und „Dokumentation”. Im Rahmen eines Ausstellungsprojekts im Frühjahr 2022 (siehe unten) wendeten sich die Studierenden dem konkreten Ereignis des Olympiaattentats aus dem Jahr 1972 zu und integrierten im Zuge dessen einige originale Stadionstrahler in eine Installation.
  • Max Weisthoff, der an der Akademie bei Prof. Olaf Metzel studiert hat, wollte die Olympiastrahler hingegen zum Klingen bringen und sie „zu skulpturalen Bass-Lautsprechern“ umrüsten: „Auf einer stählernen Bügelkonstruktion werden die Objekte verschraubt und skulptural im Raum positioniert. Phasenweise sendet die Struktur dabei gerichtet extrem niederfrequente Töne aus, die Architektur und Betrachterinnen und Betrachter als unhörbare Schwingung radikal physisch durchläuft", so der Künstler.
  • Bruno Wank, lange Jahre Leiter der Studienwerkstatt für Erzguss an der Münchner Kunstakademie, hat im Allgäu eine alte Käserei zu einem Ort entwickelt, der als Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst und als Experimentierraum genutzt wird. „Diese Lampen mit ihrer langen Geschichte passen sehr gut zu unserer ,Verpackerei‘, die ja ebenfalls schon eine Vergangenheit als Industrieort hat. Sie ermöglichen es uns nun, auch den Außenraum noch besser zu nutzen, den sie künftig beleuchten werden.“

Erster Einsatz für die Kunst

Installation aus 6 Scheinwerfern

Einige der ausgemusterten Scheinwerfer aus dem Olympiastadion waren bereits Teil einer Kunst-Ausstellung in München. Man konnte sie im städtischen Kunstraum „Lothringer13“ in Haidhausen sehen: In der Schau „I did not see it coming“ wurden unter anderem sechs der Scheinwerfer als Installation arrangiert. Das Werk der jungen Künstler*innen nimmt Bezug auf die Olympischen Spiele in München 1972 und das Attentat auf die israelischen Sportler.

Auszeichnungen