19.05.2021

SWM: Information für die Medien

Digitale Förderung und Ferienschule: SWM Bildungsstiftung ermöglicht Fortsetzung und Ausweitung eines erfolgreichen Projekts der LMU für benachteiligte Grundschulkinder

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind an den Schulen deutlich spürbar. Insbesondere bereits benachteiligte Buben und Mädchen geraten durch die Unterrichts-Einschränkungen noch mehr ins Hintertreffen. Hier setzt die Ferienschule des Departments für Pädagogik und Rehabilitation an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) an: Grundschulkinder mit großen Defiziten werden auch in den bevorstehenden Pfingstferien von Studierenden gezielt gefördert. Die Ferienschule ist die Erweiterung eines langfristigen Grundschul-Förderprojekts der LMU, das die SWM Bildungsstiftung mit insgesamt 230.700 Euro ermöglicht.

Soziale Brennpunkt-Grundschulen haben einen Anteil von 25 bis 30 Prozent an Risikokindern. Risikokinder (gemäß IGLU und PISA) laufen Gefahr, am Ende der 4. Klasse nicht die Mindeststandards im Lesen, Rechnen und Schreiben zu erreichen. Familiäre Schwierigkeiten und migrationsbedingte Sprachdefizite sind nur zwei mögliche Gründe dafür. Hier muss die individuelle Förderung früh ansetzen und langfristig gestaltet werden, um Erfolge zu erzielen.
 

Aktuelles Förderprojekt „Ferienschule“

30 Kinder an der Grundschule Ravensburger Ring (Am Westkreuz) mit erheblichen Lerndefiziten werden auch in den Pfingstferien digitalen Unterricht haben. Vor allem in den Bereichen Lese- und Schreibkompetenzen gilt es, das Gelernte zu sichern und ihre Kenntnisse zu erweitern. Gemeinsam mit der Schulleitung bieten die Initiatoren die digitale Ferienschule an. Wie schon in den Osterferien finden auch in den Pfingstferien werktäglich zwei digitale Unterrichtsstunden statt. Die Kinder werden dabei von 15 Lehramts-Studierenden betreut und gefördert. Zu Beginn der Ferienschule treffen sich alle Kinder und Förderstudierende in der Schule, um die digitalen Kompetenzen zu wiederholen und Lesestoff aus der Schulbibliothek auszusuchen.

Die Ferienschule ist die Ausweitung eines aktuell an der Grundschule Ravensburger Ring laufenden Förderprojekts und steht im Zusammenhang mit von der SWM Bildungsstiftung seit 2019 unterstützten Angeboten.

Projektleiter Dr. Richard Sigel vom Department für Pädagogik und Rehabilitation an der LMU beschreibt die Wirkung: „Durch Corona haben unsere Sorgenkinder zusätzlich Hürden in ihrer schulischen Kompetenzentwicklung zu überwinden. Wir sorgen durch unsere intensive Betreuung dafür, dass auch in den Ferienzeiten die deutsche Sprache weiter geübt und alltäglich verwendet wird. Einerseits ist es gut, wenn bilingual aufwachsende Kinder ihre Erstsprache im Alltag zuhause einüben, aber genauso wichtig ist es, die deutsche Sprache täglich zu nutzen. In Familien, in denen zuhause nur die Erstsprache gesprochen wird, besteht die Gefahr, dass manche Sprachkompetenzen in der Zweitsprache Deutsch in den Ferienzeiten verloren gehen. Durch die Ferienschule versuchen wir, diesen Effekt zu kompensieren. Dabei unterstützen wir natürlich den Wert und den alltäglichen Gebrauch der Erstsprache und vermitteln das auch den Eltern unserer Förderkinder. Langfristig gesehen deuten alle Forschungsergebnisse und auch unsere Erfahrungen in den bisherigen SWM Projekten darauf hin, dass vor allem frühe, mehrjährige, verlässliche und individuelle Förderprogramme erfolgreich sind. Hauptgaranten für Effektivität und langfristigen Erfolg sind in erster Linie das Engagement der Lehrenden, die individuelle Förderung und eine 3- bis 4- malige Förderung in der Woche.“

Martin Janke, Geschäftsführer der SWM Bildungsstiftung: „Die Projekte der LMU unterstützen wir ausgesprochen gerne, weil sie die Kernziele der SWM Bildungsstiftung treffen – ‚Chancen ermöglichen – Erfolge erleben‘. Benachteiligte Kinder schon im Grundschulalter zu unterstützen, verhindert, dass sie zu große Defizite aufbauen und frühzeitig aus dem Bildungsleben ausscheiden. Stattdessen werden die Grundlagen geschaffen, um später auch berufliche Erfolge erzielen zu können.“
 

Das erste Projekt des Departments für Pädagogik und Rehabilitation der LMU fand bereits im Schuljahr 2019/2020 an der Grundschule Ravensburger Ring 37 statt: „Fördermanagement an sozialen Brennpunktschulen – digital“.
An der Grundschule wurden durch standardisierte Testverfahren 66 mögliche Risikokinder in den anstehenden 1. und 2. Klassen identifiziert. Davon konnten 35 Kinder durch das von der SWM Bildungsstiftung finanzierte LMU-Projekt zusätzlich gefördert werden. Diese Kinder wurden in Kleingruppen (4-6 Kinder) aufgeteilt und in sechs Förderstunden pro Woche von Studierenden individuell gefördert. Individuelle Lernstands-Diagnostik, eine feste Lehrperson pro Gruppe sowie die enge Abstimmung aller Teilnehmenden stellten sicher, dass effektives Lernen und der Aufbau persönlicher Beziehungen ermöglicht wurden.

Die Schule war zu Beginn des Schuljahres 2019/2020 in einen Neubau umgezogen. Hier standen der Computerraum mit 14 Rechnern sowie die Projektförderräume mit drei Rechnern zur Verfügung. Aus einem früher von der SWM Bildungsstiftung geförderten Projekt konnten 14 iPads mit diversen Lern-Apps weiter genutzt werden. Schritt für Schritt wurden die Kinder an die Nutzung der Computer und Tablets mit verschiedenen Lernprogrammen und -plattformen herangeführt.

Der Beginn der Corona-Einschränkungen mit Distanzunterricht im März 2020 brachte neue Herausforderungen. Nach viel Abstimmungsarbeit konnte bereits Ende April die Hälfte der Projektkinder im Rahmen der Notfallbetreuung wieder eingeschränkt vor Ort gefördert werden, ab Mai waren es dann alle. Zusätzlich gab es dreimal wöchentlich Video-Termine, um den persönlichen Kontakt aufrecht zu erhalten.
 

Im Juli 2020 begann das zweite Projektjahr unter dem Titel „Förder- und Unterstützungsmanagement für belastete Kinder an Münchner Grundschulen in sozialen Brennpunkten – digital unterstützt“. Durchgeführt wurde es vom Department für Pädagogik und Rehabilitation der LMU.
Aufbauend auf dem ersten Projektjahr wurde die Arbeit ausgeweitet. Neben der Grundschule Ravensburger Ring 37 waren in den Vorjahren auch die Grundschulen Baierbrunner Straße 53 und Guldeinstraße 27 eingebunden. Acht bis sechzehn Studierende aus den Fächern Lehramt Grundschule und Lehramt Förderschulen verstärkten das Team um zwei festangestellte Pädagoginnen und eine Beratungslehrerin. Bis zu 32 Unterrichtsstunden pro Schule wurden in den verschiedenen Projekt­phasen in die Förderung von rund 30 bis 40 Kindern je Schule investiert. Die aktuelle Ferienschule ist eine Ausweitung des Projekts, das noch bis Juli 2021 läuft.

Im Schuljahr 2020/2021 spitzte sich durch die mehrmaligen Lockdowns die Fördersituation zu. Verstärkt wurden Lern-Apps eingeführt und die digitalen Kompetenzen im Rahmen des coronabedingten Distanzunterrichts ausgeweitet. Zeitweise wurden die Förderkinder ausschließlich digital über MS-Teams gefördert. Erstaunlicherweise war der Online-Kontakt bei den meisten Kindern problemlos und verlässlich herzustellen – auch mit den Kindern aus der 2. Jahrgangsstufe. Nur mit etwa zehn Prozent gab es nachhaltige Kontaktprobleme. Mit Hausbesuchen des Projektleiters wurde hier versucht, den Kontakt wieder herzustellen.

In den Oster- und Pfingstferien 2021 wurde und wird die Betreuung fortgesetzt und weiter intensiviert – je nach Möglichkeit auch im Präsenzunterricht.

Die im Rahmen des Projekts geschaffene Website www.keingrundschulkindzurücklassen.de bündelt die Aus- und Weiterbildung der aktuellen Förderstudierenden in Förderdidaktik/-diagnostik, Pädagogik sowie in Testdurchführung/-auswertung. Zudem können über die Website die Erfahrungen aus den seit 2012 von der SWM Bildungsstiftung geförderten Projekten für weitere Münchner Brennpunkt-Grundschulen digital zugänglich gemacht werden. Mit dem Staatlichen Schulamt München bestehen enge Kontakte für Fortbildungen an weiteren interessierten Brennpunktschulen.

Grundsätzliches Projektziel ist es, Qualitätsstandards in der jeweiligen Schulentwicklung bei der Förderung von Sorgenkindern zu etablieren, so dass eine langfristige und effektive Förderung der bildungsbenachteiligten Kinder gewährleistet ist.
 

Im Juli 2021 beginnt dann bereits das dritte auf ein Jahr angelegte Förderprojekt: „Lernhilfen digital – nach Corona“.
An der sozialen Brennpunkt-Grundschule Ravensburger Ring 37 in München kristallisiert sich aktuell eine Gruppe von bis zu 30 Kindern heraus, die durch den Corona bedingten Distanzunterricht besonders große Lerndefizite aufgebaut hat. Diese Kinder waren bereits vor Corona stark belastet, zumeist durch Migrations- und Fluchthintergründe. Lockdown-Phasen, Distanzunterricht über Monate hinweg und reduzierter Präsenzunterricht haben zu erheblichen weiteren Lerndefiziten geführt. Die Kinder benötigen im kommenden Schuljahr zusätzliche intensive individuelle Förderung, um diese aufholen zu können.

Die Lernerfahrungen in Digitalisierung und Förderdidaktik aus den zwei bisherigen Förderprojektjahren, die durch die SWM Bildungsstiftung ermöglicht worden waren, ermöglichen es nun, diese Kinder durch individuelle, tägliche und weitgehend digitale Lernhilfe wirksam zu unterstützen. Zehn Studierende sollen sie in Kleingruppen begleiten. Dabei stehen die Studierenden in engem Kontakt mit den jeweiligen Klassenlehrkräften, um individuelle Herausforderungen zu meistern. Zum Einsatz kommen analoge wie auch digitale Lernmaterialien, 24 iPads und die Lernplattform auf der Website www.keingrundschulkindzurücklassen.de aus den bisherigen Förderprojekten.
 

Department für Pädagogik und Rehabilitation der LMU München
Das Department für Pädagogik und Rehabilitation an der LMU München unterstützt die Förderprojekte der SWM Bildungsstiftung als organisatorischer Träger. Das Department sucht die Projektleitung aus und regelt die Anstellung und finanzielle Abwicklung der Projekte. Der Projektleiter Dr. Richard Sigel entwickelt die pädagogischen und schulorganisatorischen Projektinhalte, stellt die Förderteams zusammen, bildet die Förderstudierenden aus und sorgt für die professionelle Vernetzung von Studierenden, Klassenlehrerinnen, Schulleitung und pädagogischen Institutionen der Stadt München. Zentrale Aufgaben im Detail sind:

  • Ausbildung der Förderstudierenden
  • Einsatz von standardisierten Verfahren der pädagogischen Diagnostik
  • Aufbau einer „digitalen Lernverlaufsbeobachtung im Team“ der Förderkinder (datenschutzrechtlich abgesichert)
  • Individuelle Förderung der Sorgenkinder 4- bis 5-mal in der Woche
  • Evaluation der Förderung durch Team-Fall-Besprechungen
  • Weitere Infos: www.keingrundschulkindzurücklassen.de

 

SWM Bildungsstiftung
Viele junge Menschen verfügen über Begabungen, die sie aufgrund ihrer sozialen Herkunft oder mangels Unterstützung nicht entfalten können. Schulen können eine solche fehlende familiäre Förderung nur sehr eingeschränkt ausgleichen. Daher will die SWM Bildungsstiftung dazu beitragen, dass sich auch die Begabungen dieser jungen Menschen entwickeln können. Unter dem Motto „Chancen ermöglichen – Erfolge erleben“ will die SWM Bildungsstiftung Projekte fördern, die die Bildungschancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher verbessern. Dies reicht von der frühkindlichen Bildung im Kindergartenalter über die Unterstützung von Schülern bis hin zu Förderung von zusätzlichen Bildungsabschlüssen an Hochschulen. Mit ihrem Grundstockvermögen von 20 Millionen Euro rangiert die SWM Bildungsstiftung unter den größten sich im Bildungssektor engagierenden Stiftungen Deutschlands.                                                                        

Weitere Infos: www.swm.de/engagement/swm-bildungsstiftung

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Ludwig-Maximilians-Universität

Department für Pädagogik und Rehabilitation

Dr. Richard Sigel M.A. 

sigel@LMU.de     

 

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