Städtekooperation bei Geothermie, Digitalisierung und Bürgerservice

München und Wien arbeiten enger zusammen

10.03.2022 I Die beiden Landeshauptstädte München und Wien verbindet seit jeher eine enge, nachbarschaftliche Freundschaft. Jetzt haben die Städte und deren Stadtwerke vereinbart, noch enger zusammenzuarbeiten, insbesondere bei der klimagerechten und autonomen städtischen Energieversorgung.

Arbeitsabkommen unterschrieben

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter, der Wiener Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke sowie Dr. Florian Bieberbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke München und Dipl.-Ing. Peter Weinelt, Vorstandsdirektor der Wiener Stadtwerke, haben in einem Arbeitsübereinkommen vereinbart, noch enger zusammenzuarbeiten. Das betrifft insbesondere die klimagerechte und autonome städtische Energieversorgung im Herzen Europas.

Bereits die globale Klimakrise verlangte nach neuen und mutigen Perspektiven. Auch in Europa werden die Auswirkungen des Klimawandels immer spürbarer. Die Sommer werden heißer, Extremwetterereignisse wie Dürren oder Hochwasser werden häufiger. Mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist ein Ausstieg aus Gas und Öl und der Umstieg in eine möglichst selbständige, klimagerechte Energieversorgung für die gesamte EU und insbesondere die europäischen Metropolen und Städte umso dringender geworden.

Dr. Florian Bieberbach, Dieter Reiter, Peter Hanke, Dipl.-Ing. Peter Weinelt (von links)
© Michael Nagy / Presseamt München

Stimmen zu Klimaschutz und Energiewende

„Es gibt einen klaren Weg, wie wir den aktuellen Herausforderungen entgegenwirken können: Wir müssen unseren CO2-Ausstoß senken! Mit dem Ende fossiler Energieträger rücken leistungsfähige Alternativen zunehmend in den Mittelpunkt der Aktivitäten. Solche Alternativen sind entscheidend für eine langfristig erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in allen Sektoren und für den Klimaschutz.“

Peter Hanke, Wirtschaftsstadtrat von Wien

„München will die erste Großstadt Deutschlands werden, die flächendeckend fossile Brennstoffe durch erneuerbare ersetzt. Denn die Verbrennung von Erdgas und Heizöl gehört derzeit zu den größten Verursachern der hier anfallenden Treibhausgas-Emissionen. Und die aktuelle weltpolitische Lage zeigt, wie wichtig diese Umstellung ist, nicht nur aus ökologischer Sicht.“

Dieter Reiter, Oberbürgermeister von München

„Die Klima-Herausforderung wird in großen Städten wie München oder Wien entschieden. Dort stehen die städtischen Versorger im Rampenlicht, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Wir nehmen diese Pionierrolle an, um den großen Umbau der Energie- und Mobilitätssysteme möglich zu machen.“

Dipl.-Ing. Peter Weinelt, Generaldirektor-Stv. der Wiener Stadtwerke

„Die Ziele unserer bereits 2009 gestarteten Ausbauoffensive Erneuerbare Energien sehen wir aktuell deutlicher denn je bestätigt: Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und damit auch von den Erzeugerländern sinkt mit dem Fortschritt unserer Energieerzeugung aus Sonne, Wind und Erdwärme mit Schwerpunkt auf die Region. Beim Strom haben wir unser Ziel, so viel Ökoenergie in eigenen Anlagen zu erzeugen, wie ganz München verbraucht, rein rechnerisch schon zu 90 % erreicht.“

Dr. Florian Bieberbach, Vorsitzender der SWM Geschäftsführung

SWM Geothermie-Heizkraftwerk in Sauerlach

Ziel: EU-weite Klimaneutralität

Die Europäische Union und ihre Mitgliedsländer und Metropolen haben Großes vor, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2040/2050 zu erreichen. Dazu gilt es massiv in den Ausbau von Erneuerbarer Energie zu investieren. Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft, Fernwärme, Fernkälte und (grüner) Wasserstoff sind die Hebel in Richtung Klimaschutz und Energieautonomie.

So gilt es alleine in der Bundeshauptstadt Wien eine halbe Million Gasthermen auf fossilfreie Lösungen umzustellen. Zusätzlich hat sich die Stadt Wien zum Ziel gesetzt, den Photovoltaik-Ausbau massiv zu forcieren. Bis 2025 soll die Stromerzeugung mittels Photovoltaik im Stadtgebiet auf 250 MWpeak und bis 2030 auf 800 MWpeak gesteigert werden. München hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu werden.

Innovative Lösungen und zahlreiche Pionierprojekte zeigen, dass die Herausforderung eines klimagerechten Umbaus des Energiesystems gemeistert werden und die Transformation und Unabhängigkeit gelingen kann.

Geothermie: München als Vorbild für Wien

Ein wichtiger Baustein zur Klimaneutralität und Energieautonomie ist die Umstellung von Heizsystemen auf erneuerbare Wärme. Es gibt bereits viele Systeme, die kein Gas und kein Öl mehr brauchen. Gerade im Wärmebereich wurden in der Technologieentwicklung in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt. In vielen Neubaugebieten sind Geothermie bzw. Erdwärmeversorgung über Sonden und Wärmepumpen bereits Standard.

Ein wichtiges Element ist auch die Fernwärme, die in Wien bereits jahrzehntelange Tradition hat und in den kommenden Jahren noch massiv ausgebaut wird. Hier spielt die Tiefe Geothermie eine große Rolle, in die in den kommenden Jahren in Wien beschleunigt investiert werden soll.

Ein großes Vorbild dafür ist für Wien die Stadt München. München treibt seine CO2-neutrale Fernwärme-Vision seit Jahren massiv voran. Am Heizkraftwerk Süd läuft Deutschlands größtes Geothermie-Kraftwerk im Probebetrieb, das sechste der Stadtwerke München. Und der Ausbau geht zeitnah weiter: Spätestens 2040 soll die Geothermie den Großteil der Fernwärme-Versorgung für München übernehmen. Wien plant bis 2040 ein Viertel der Fernwärme-Versorgung über Geothermie.

Kooperationsprojekt "Smarter Together"

Darüber hinaus zeigt das in Kooperation von der Stadt Wien mit der Stadt München durchgeführte Smart-City-Pilotprojekt „Smarter Together“, dass Stadtentwicklungsthemen und Fragestellungen in den Bereichen Mobilität, Technologie, Energieversorgung und Sanierung beide Städte gleichermaßen betreffen.

Auch bei den Herausforderungen der Digitalisierung und des bestmöglichen Bürgerservice wollen beide Seiten von einem direkten Austausch profitieren.

Die Landeshauptstädte München und Wien und ihre jeweiligen Stadtwerke arbeiten dafür auf operativer und politisch-strategischer Ebene zusammen. Die jeweiligen Vertreter*innen tauschen sich dazu regelmäßig aus.

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