Warum sind die Verbraucherpreise immer noch so hoch?
01.02.2023 | Viele Kund*innen fragen, warum ihre Strom- und Gaspreise hoch bleiben, obwohl die Marktpreise offensichtlich sinken. Der Grund ist die bei Stadtwerken übliche Beschaffungsstrategie über einen längeren Zeitraum und damit die verzögerte Weitergabe und Nivellierung von Preisänderungen. Wir erklären Ihnen die Hintergründe und geben einen Ausblick, wie sich die Preise weiter entwickeln könnten.
Preisänderungen mit Verzögerung
Langsam erholen sich die Energiebörsen in Europa, die Preise für Gas und Strom sinken zum Teil deutlich. Doch bei den Kund*innen kommt davon bisher noch nicht viel an: So teuer wie jetzt war Energie noch nie in Deutschland.
Aus Kundensicht ist daher die Frage, die uns momentan oft gestellt wird, völlig nachvollziehbar:
Warum bleiben die Verbraucherpreise für Strom und Gas hoch, obwohl doch die Marktpreise sinken?
Die Antwort: Die Preise sind immer noch nicht auf Vorkriegsniveau. Vor allem aber: Weil die Kundenpreise nicht die aktuellen Beschaffungspreise, sondern die Beschaffungspreise für Strom und Gas der vergangenen Monate abbilden. So wie die gestiegenen Preise erst später bei den Kund*innen ankamen, so kommen auch die gesunkenen Preise erst mit Verzögerung bei den Kund*innen an.
Warum das so ist, bedarf einer Erklärung zu unserer Beschaffungsstrategie:
Beschaffung von Strom und Gas im Voraus
Wie die meisten deutschen Stadtwerke kaufen wir Strom und Gas für den Energiebedarf, den wir in den nächsten Monaten erwarten, im Voraus ein. Dies geschieht nicht zu einem einzigen Zeitpunkt, sondern einen längeren Zeitraum in Teilmengen. Daher sind unsere Beschaffungskosten von der Preisentwicklung an den Energiemärkten über einen längeren Zeitraum geprägt.
In unseren Verbraucherpreisen sind hohe und niedrigere Marktpreise gleichermaßen berücksichtigt – sie werden eben nicht nur von einem Zeitpunkt bestimmt, wenn Strom und Gas besonders teuer (oder auch günstig) sein können. Der Preis für die Kund*innen ist daher ein Abbild der Beschaffungspreise der vergangenen Monate.
Davon haben die Kund*innen 2022 profitiert. Denn unsere Strategie schützte sie vor starken Preissprüngen. Die nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine plötzlich sehr stark gestiegenen Energiepreise mussten wir nicht direkt an sie weitergeben. Genauso wirken sich jetzt die gefallenen Beschaffungspreise leider auch erst mit Verzögerung auf die Kundenpreise aus.
2022: Strom-Einkauf zu hohen Preisen
Im Vergleich zu anderen großen Anbietern kaufen wir weniger langfristig ein, um in der Preisbildung flexibler zu sein. Diese Beschaffungsstrategie hat 15 Jahre lang zu relativ günstigen Preisen für unsere Kund*innen geführt.
Im Sommer 2022, vor dem Hintergrund des Kriegs und der unterbliebenen Gaslieferungen Russlands, haben wir aber bei stark steigenden Marktpreisen große Mengen Strom zu Höchstpreisen gekauft, um so die Versorgungssicherheit der Münchner Bürger*innen zu gewährleisten.
Strompreis sinkt ab 1. April
Natürlich werden wir schnellstmöglich auch sinkende Beschaffungspreise an unsere Kund*innen weitergeben. So nutzen wir bereits jetzt Spielräume, um den Strompreis für Privat- und Gewerbekund*innen zum 1. April 2023 um 10 Cent je KWh zu senken.
Energiepreise werden wohl länger höher bleiben
Die Marktpreise sind zwar gefallen, aber immer noch höher als vor der Krise. Damit auch die Verbraucherpreise in Zukunft wieder deutlich sinken, müssten die Beschaffungspreise noch weiter und vor allem dauerhaft fallen.
Die momentan gesunkenen Gaspreise (und in Folge die gesunkenen Strompreise) lassen sich damit erklären, dass der Winter bisher eher mild war und mehr Gas eingespart wurde als erwartet. Zudem gelang es schneller, relevante Mengen alternativ zu russischem Erdgas zu beschaffen. Die europäischen Gasspeicher sind voller als sonst zu dieser Jahreszeit. Wie sich die Preise weiter entwickeln, ist derzeit schwierig zu prognostizieren, hängt aber u. a. auch vom Wetter in den nächsten Monaten ab. Wenn der Rest der Heizsaison mild bleibt und wir das gespeicherte Gas nicht aufbrauchen, könnten die Preise im Sommer noch weiter fallen.
Im nächsten Winter könnte aber erneut eine Gasmangellage drohen, die die Preise hochtreibt. Denn das grundsätzliche Problem der Gasknappheit bleibt bestehen, solange Russland kein Gas nach Europa liefert. Noch kann Flüssigerdgas (LNG) nicht in ausreichender Menge geliefert werden, um den momentanen Engpass zu beheben. Sobald das der Fall ist, werden sich die Preise beruhigen. Allerdings wird LNG wohl in absehbarer Zeit nicht so günstig sein, wie es russisches Gas früher war.
Wechsel zum Discounter kann riskant sein
Viele Kund*innen machen jetzt einen Preisvergleich und überlegen, zu einem günstigeren Versorger zu wechseln. Sogenannte Energie-Discounter kaufen Strom und Gas ausschließlich kurzfristig ein und können daher momentan günstigere Preise anbieten.
Die Erfahrung zeigt aber, dass dies keine nachhaltige Strategie ist: 2021 und 2022 haben viele Discounter ihren Kund*innen von heute auf morgen gekündigt, weil sie sich verspekuliert hatten. Betroffen waren Hunderttausende Kund*innen, die nur dank der lokalen Grundversorger weiter beliefert wurden.
SWM Wärmefonds
Finanzielles Unterstützungsangebot für Münchner*innen
In Abstimmung mit dem Sozialreferat und Sozialverbänden haben wir einen Wärmefonds mit 20 Millionen Euro für einkommensschwache Haushalte aufgesetzt. Der Fonds soll diese dabei unterstützen, steigende Energiepreise zu bewältigen und ergänzt die Maßnahmen von Bund und Landeshauptstadt München zur sozialen Abfederung der steigenden Energiepreise.
Alle Infos zum Wärmefonds, zu Voraussetzungen und Antragstellung:
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