Ausstieg aus den fossilen Energien

Klimaneutralität in der Energieversorgung in München – Ein Herkulesprojekt

16.04.2024 | Viele fragen sich, warum die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien so lange dauert – vor allem im Wärmebereich. Hier erfahren Sie, warum die Energie- und Wärmewende Zeit benötigt, was wir planen, um die Klimaziele zu erreichen und warum wir gerade in München schon auf einem guten Weg sind. Der nächste Schritt, um die lokalen CO₂-Emissionen zu reduzieren, ist der Ausstieg aus der Steinkohle: Ab Herbst 2024 werden wir im Heizkraftwerk Nord für die Erzeugung von Strom und Fernwärme nur noch Gas einsetzen.

Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst

Die SWM sind sich ihrer Verantwortung als Unternehmen, das Treibhausgase ausstößt, sehr bewusst. Schon vor den Beschlüssen zur Klimaneutralität in Deutschland haben wir uns zu einem Umstieg der Energieversorgung auf klimaneutrale Technologien bekannt – und dabei schon vor Fukushima den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. In den Jahren 2008 bis 2012 gab es dazu Grundsatzbeschlüsse, die europaweit beachtet und sogar beim Pariser Klimagipfel als vorbildlich herausgestellt wurden. In der Umsetzung der Beschlüsse sind wir weitgehend im Plan, alle Fortschritte sind aber mühsam. Der komplette Umbau der Strom- und Wärmeversorgung einer Millionenstadt wie München bei immer funktionierendem Betrieb ist eine gewaltige Aufgabe und leider nicht auf Knopfdruck machbar. 

Ausbau der Erneuerbaren Energien

Ausstieg aus Kernenergie und Kohle

Zwar haben die SWM eine jahrzehntelange Geschichte mit Wasserkraft und wir nutzen auch schon lange vielfältige Formen der erneuerbaren Energien. Aber bis 2008 überwog die klassisch konventionelle Strom- und Wärmeerzeugung, überwiegend aus fossilen Energieträgern und Kernenergie. Ab 2009 haben wir uns auf den Weg gemacht, unsere Stromerzeugung auf erneuerbare Energien umzustellen.

Dabei sind wir schon sehr weit gekommen. Unsere Stromerzeugung basiert heute zum weit überwiegenden Teil auf erneuerbaren Energien, flankiert von Erdgas als dem am wenigsten CO₂-intensivem fossilen Energieträger. Die Kernenergie ist auch für uns Geschichte und im Herbst 2024 werden wir, nach der Verzögerung wegen der Energiekrise, auch aus der Verbrennung von Kohle aussteigen. Kein anderer großer Energieversorger in Deutschland hat bisher einen derart konsequenten Umstieg geschafft.

 

Geothermie-Anlage Sauerlach

Wärmewende durch Geothermie

Mühsamer gestaltet sich die Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien. Wir setzen hier überwiegend auf die tiefe Geothermie, die aber Bohrplätze in München und Umgebung voraussetzt, technisch herausfordernd ist und sehr langwierige Genehmigungsverfahren benötigt. Genehmigungsfähige Bohrplätze in München zu finden, hat sich als schwierig herausgestellt.

Zudem ist eine große Zahl an tiefen Bohrungen nötig, um die fossilen Wärmeerzeuger im Münchner Fernwärmenetz zu ersetzen. Für eine Bohrung (mit rund 3000 Meter Tiefe) muss man ein halbes Jahr Bohrzeit ansetzen. All dies führt zu langen Projektzeiträumen. Dazu kommt die Umstellung des Münchner Fernwärmenetzes, für die hunderte Kilometer Fernwärmeleitung neu verlegt oder umgebaut werden müssen.

Dennoch sind wir schon gut vorangekommen: So haben wir seit Beginn unserer Fernwärme-Vision 2012 mit unseren Anlagen bereits mehr als 200 Megawatt Erdwärme erschlossen, u. a. in Riem, Freiham und Sendling sowie im Landkreis München in Sauerlach, Kirchstockach und Dürnhaar. Damit sind wir inzwischen der größte Geothermie-Betreiber in Deutschland. 

SWM Geothermie-Anlagen
Wärmewende

Münchner Transformationsplan

Im letzten Jahr haben wir einen Transformationsplan zur Umstellung des Münchner Fernwärmesystems auf klimaneutrale Technologien erarbeitet. Diesen haben wir im März 2024 dem Münchner Stadtrat vorgestellt. In der Geschwindigkeit des Umstiegs sind wir den anderen großen Städten in Deutschland voraus. Keine andere deutsche Großstadt ist in der Umstellung der Fernwärme so weit wie München. 

Wir engagieren uns, die Dauer beim Bau von neuen Geothermie-Anlagen zu verkürzen. So stehen wir in ständigem Kontakt mit den zuständigen Behörden, um Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen, Privilegierungs- und Ausnahme-Tatbestände zugunsten der Geothermie zu schaffen. Gleichzeitig treiben wir den Bau von Geothermie-Anlagen voran. Unsere Mitarbeiter*innen arbeiten engagiert daran, Prozesse zu verbessern, technologisch neue Wege zu gehen und die SWM werden künftig Anlagen auch verstärkt parallel bauen. 

 

2024: Erdgas-Umstellung des Blocks 2 im HKW Nord

Bis die Geothermie ausreichend ausgebaut ist, spielt insbesondere für die Wärmeerzeugung der Block 2 des Heizkraftwerks Nord eine wichtige Rolle.

2017 war, auch initiiert durch einen Bürgerentscheid, der Ausstieg des Blocks 2 aus der Kohleverbrennung für das Jahr 2022 festgelegt worden. Dies musste wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der folgenden Gasknappheit verschoben werden. Die ohnehin für den Sommer 2024 geplante Revisionszeit werden wir nun dafür nutzen, den Blick 2 von Kohle auf Gas umzustellen. Dafür müssen die bestehenden Anlagen für den Brennstoffwechsel optimiert werden. Pünktlich zur Heizsaison 2024/2025 nehmen wir dann die gasbefeuerte Strom- und Fernwärmeerzeugung auf. 

Mit der Umstellung auf Gas und einer saisonal-optimierten Fahrweise schaffen wir den bestmöglichen Kompromiss aus den Forderungen des Bürgerentscheids und den Anforderungen durch die Systemrelevanz und die Fernwärme-Absicherung. Ein kontinuierlicher Grundlastbetrieb des Blocks 2 für die kommenden Jahre ist nicht vorgesehen.

Am 2. April 2024 erreichte der letzte Kohlezug das Heizkraftwerk Nord. 

Heizkraftwerk Nord

Deutlich weniger CO₂-Ausstoß

Der Block wird überwiegend in den Wintermonaten vor allem für eine sichere Fernwärme-Erzeugung und hier zur Abdeckung der Spitzenlast eingesetzt werden. Außerhalb der Heizperiode wird der Einsatz des Blocks 2 erheblich zurückgehen, da andere Anlagen den Strom- und Fernwärmebedarf effizienter decken können.

Mit dieser Fahrweise sinken die CO₂-Emissionen deutlich: Der Block 2 wird mit der Umstellung bis inklusive 2028 voraussichtlich rund 4,9 Millionen Tonnen CO₂ ausstoßen – das sind eine Million Tonnen weniger als im Kohlebetrieb. Der Münchner Klimarat begrüßt es, dass lokale Treibhausgasemissionen so pro erzeugter Kilowattstunde Strom und Wärme um etwa 40% reduziert werden könnten.  

Der Block 2 ist laut Bundesnetzagentur nach wie vor systemrelevant und muss daher immer wieder zur Stabilisierung des bayerischen Stromnetzes eingesetzt werden. 

Deutschlandweite Strategie zum Kohleausstieg

Die Änderung der Fahrweise von Kohle- auf Gasverbrennung im Block 2 des HKW Nord muss, gerade auch in seiner klimapolitischen Wirkung, im Kontext der Strategie des deutschlandweiten Kohleausstiegs betrachtet werden. Diese sieht vor, dass Kohlekraftwerke in Deutschland schrittweise durch erneuerbare Energien, aber zunächst auch in großem Umfang durch Gaskraftwerke ersetzt werden sollen. In den 2030er und 2040er Jahren sollen diese Gaskraftwerke dann wiederum vor allem durch Wasserstoffkraftwerke ersetzt werden.

Eine ernsthafte Diskussion über ein kurzfristiges Ende der Stromerzeugung aus Erdgas wird auf keiner politischen Ebene und von keiner seriösen Partei geführt. Eine Laufzeitbegrenzung für Gaskraftwerke ist kontraproduktiv, solange in Deutschland noch in großem Umfang Strom aus Stein- und Braunkohle erzeugt wird. Erst wenn der Kohleausstieg deutschlandweit geschafft ist, ist es klimapolitisch sinnvoll, mit dem Gasausstieg in der Stromerzeugung zu beginnen. Es müssen zunächst erneuerbare Energien und Gas die Kohle (und bis vergangenes Jahr die Kernkraft) ersetzen, dann kann Wasserstoff das Erdgas verdrängen. 

Wenn die SWM daher den Block 2 nun mit Erdgas befeuern, handeln sie gemäß der deutschlandweiten Strategie zur Klimaneutralität. Und: München ist mit der Änderung der Fahrweise von Kohle- auf Gasverbrennung vielen anderen Städten und Regionen in Deutschland zeitlich voraus. 

Fazit: Das Erreichen der Klimaneutralität bei der Münchner Energieversorgung ist für die SWM die zentrale Aufgabe. Es ist aber auch ein Herkulesprojekt, das nicht von heute auf morgen zu realisieren ist.

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