Energieerzeugung am Seehamer See
20.09.2022 | Seit 1913 wird am Seehamer See mit Wasserkraft Ökostrom produziert. Wie die von den SWM betriebenen Leitzachwerke grüne Energie erzeugen – und was den See zu einem einzigartigen Biotop macht? Das erfahren Sie hier:
Der Seehamer See liegt rund 40 Kilometer südöstlich von München, direkt an der Autobahn A8 zwischen Weyarn und Irschenberg. Obwohl das Gewässer im Sommer zahlreiche Camping- und Badegäste anlockt, ist es mehr als ein Freizeit- und Erholungsraum: Der Seehamer See dient als Speicherbecken für die Leitzachwerke, die mithilfe von Wasserkraft rund 144 Millionen Kilowattstunden Ökostrom im Jahr erzeugen – genug für ca. 58.000 Münchner Haushalte.
Wie wird am Seehamer See Strom aus Wasserkraft erzeugt?
Die Leitzachwerke 1 und 2 sind Pumpspeicherkraftwerke und befinden sich zwischen einem Ober- und drei Unterbecken. Der Seehamer See dient als Oberwasserbecken und wird aus Überleitungen von Mangfall, Schlierach und Leitzach gespeist. Um Ökostrom zu erzeugen, nutzen die Pumpspeicherkraftwerke den Höhenunterschied von 128 Metern zwischen dem Seehamer See und den Unterwasserbecken im Ort Vagen aus:
- Wird Strom gebraucht, fließt Wasser vom Seehamer See durch eine Leitung hinunter nach Vagen. Dabei treibt es bis zu drei Turbinen an, die mechanisch mit einem Generator verbunden sind. Dieser wandelt die Bewegungsenergie in elektrische Energie, also in Strom, um.
- Bei niedrigem Strombedarf (z. B. nachts) pumpen die Leitzachwerke Wasser aus dem Unterbecken in den Seehamer See zurück. Sprich: Das Gewässer dient als natürlicher Energiespeicher, um bei Bedarf später wieder die Turbinen zur Stromerzeugung anzutreiben.
Die Leitzachwerke 1 und 2 sind gleichzeitig Speicherkraftwerke, weil sie zur Stromerzeugung das Triebwasser nutzen, das durch Ausleitungen von Leitzach, Schlierach und Mangfall ins Oberbecken, also den Seehamer See, fließt.
Am Auslauf der Unterwasserbecken befindet sich zudem noch ein Laufwasserkraftwerk – das Leitzachwerk 3. Es gibt die den drei Flüssen entnommene Wassermenge gleichmäßig wieder an die Mangfall ab und erzeugt dabei kontinuierlich Strom. Die Mangfall ist dort übrigens bereits wieder mit Schlierach und Leitzach vereint.
Mehr Infos: Leitzachwerke
Seit mehr als 100 Jahren produzieren die von uns betriebenen Leitzachwerke Ökostrom. Das Wasserkraftwerk dient der Deckung der Spitzenlast – aber auch der Regelleistung. Das heißt: Die dort erzeugte Energie deckt den aktuellen Bedarf oder gleicht Frequenz-Schwankungen im Stromnetz aus.
Warum gibt es am Seehamer See „Ebbe und Flut“?
Die Leitzachwerke sind dafür verantwortlich, dass es am Seehamer See künstliche Gezeiten gibt. Denn wird Strom erzeugt, rauscht Wasser aus dem See durch drei Turbinen hinunter nach Vagen. Dort wird es in drei Auffangbecken gespeichert. Der Wasserspiegel im Seehamer See sinkt – wie bei Ebbe.
Wenn Wasser in den Seehamer See zurückgepumpt wird oder aus den Flüssen Mangfall, Leitzach und Schlierach nachfließt, steigt der Pegel wieder – wie bei Flut. Die Wasserspiegelschwankung beträgt im Seehamer See bis zu zwei Meter.
Naturschutz am Seehamer See
Der Seehamer See ist nicht nur als Speichersee für die Stromerzeugung in den Leitzachwerken unverzichtbar. Er ist selbst ein einzigartiges Flora-Fauna-Habitat, also ein Zuhause für viele Pflanzen und Tiere. Die besondere geografische Lage und die großen schilfbewachsenen Uferzonen machen das Gewässer zum Beispiel zu einem wichtigen Rast- und Brutgebiet für viele seltene Vogelarten.
Umliegende Gemeinden, Landkreis, Anwohner*innen, Vereine und Unternehmen engagieren sich deswegen seit Jahren gemeinsam dafür, dieses Biotop zu erhalten.
Dem Schutz von Flora und Fauna am Seehamer See dienen unter anderem diesen Maßnahmen und Aktionen:
- Seit 1992 gibt es eine Schutzzone auf dem Seehamer See. Besonders sensible Gewässerbereiche sind mit einer gelben Bojenkette abgetrennt, Wasserfahrzeuge und Schwimmer*innen dürfen die Abgrenzungen nicht überschreiten.
- In der Winterruhe (2. November bis 14. April) ist Wasserverkehr auf dem ganzen See verboten, Kitesurfen ist das ganze Jahr nicht gestattet.
- Schilfflächen dürfen nicht betreten werden, denn sie sind wichtig für die Fortpflanzung und Brut vieler seltener Vogel- und Fischarten.
- Einmal pro Jahr veranstaltet der Isarfischer e.V. ein Ramadama. Dabei werden mit vereinten Kräften Unrat und Abfälle rund um den Seehamer See aufgeräumt.
Film über Wasserkraft und Naturschutz am Seehamer See
Ausflugstipps rund um den Seehamer See
Der Seehamer See ist ein beliebtes Ausflugsziel für ruhesuchende Münchner*innen und Naturfreund*innen. Auch Familien und Sportbegeisterten wird dank des abwechslungsreichen Freizeitangebots nicht langweilig. Vier Ideen für eine Auszeit am Seehamer See:
- Rund um den See wandern: Vom Parkplatz am Ortseingang Großseeham führt der Rundweg über asphaltierte Straßen, Feldwege und Waldpfade einmal komplett um den Seehamer See. Die ungefähr sechs Kilometer lange Tour ist auch für Familien mit kleinen Kindern geeignet.
Tour planen - „Deife ria di“ bestaunen: „Teufel, rühr dich!“ lässt sich der Name der Waldquelle an der Südwestseite des Seehamer Sees ins Hochdeutsche übersetzen. Neben frischem Wasser scheint sie feinen weißen Sand auszuspucken. Bei Sonnenuntergang ist das Schauspiel, für das nach einer Legende der Teufel selbst verantwortlich ist, besonders magisch.
Standort
- Vögel beobachten: Insbesondere zwischen Herbst und Frühjahr ist der Seehamer See ein Paradies für Wasser- und Zugvögel. Regelmäßige Gäste sind unter anderem seltene Vogelarten wie Zwergtaucher, Fischadler und Baumfalken.
- Direkt am Wasser campen: Wer am Seehamer See inmitten der Natur sein Zelt aufschlagen will, hat zwei Möglichkeiten: Der Campingplatz Seehamer See bietet ein See-Gasthaus und 90 Standplätze für Urlauber*innen. Beim familiengeführten Camping Großseeham ist ein eigener Ruder- und Tretbootverleih dabei.
Camping Seehamer See
Camping Großseeham
Auszeichnungen