31.7.2025 - SWM: Information für die Medien

Neue Fisch-Wanderhilfe für die Leitzach: ein Gewinn für Fauna und Flora


Die SWM produzieren in 13 Wasserkraftwerken Ökostrom. Dabei halten sie den ökologischen Fußabdruck ihrer Anlagen so gering wie möglich, indem sie zum Beispiel ökologische Ausgleichsräume und teils sogar ganz neue Lebensräume schaffen. Jetzt haben sie in sehr enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden (Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, Untere Wasserrechtsbehörde, Untere Naturschutzbehörde, Fischereifachberatung Oberbayern), der Gemeinde Irschenberg und den lokalen Fischereiberechtigten ein wichtiges Projekt ihres ökologischen Engagements fertiggestellt: die neue Fisch-Wanderhilfe am Leitzachwehr bei Mühlau. Mit dieser gestalten die SWM den Fluss für die Wasserlebewesen durchgängig und verbessern die Struktur des Gewässers maßgeblich. Die unterschiedlichen Fischarten in der Leitzach können nun ihre verschiedenen Habitate während ihrer Entwicklungsstadien nahezu barrierefrei aufsuchen, wodurch die genetische Vielfalt gewährleistet wird. Dies trägt zur Erhaltung und Verbesserung der Fischbestände bei und unterstützt das natürliche Gleichgewicht im Ökosystem.

Die neue Fisch-Aufstiegshilfe an der Leitzach
Am Wehr bei Mühlau entnehmen die SWM der Leitzach Wasser für die Produktion von Ökostrom in ihren Wasserkraftwerken Leitzachwerke 1 bis 3. Hierzu wird das Wasser im Fluss aufgestaut und dann über einen knapp 7 Kilometer langen Stollen unterirdisch in den Seehammer See geleitet. Mit der neuen, rund 70 Meter langen Fisch-Wanderhilfe (Typ: Raugerinne mit Beckenstruktur) können die Wasserlebewesen das Wehr nun barrierefrei umwandern. Sie ist speziell an die örtlichen Bedürfnisse angepasst, sodass sowohl sehr große, schwimmstarke Fische wie der Huchen, als auch Jungfische und sehr kleine, schwimmschwache wie die Mühlkoppe, die sich „robbend“ auf der Sohle fortbewegt, die Anlage verletzungsfrei und kräfteschonend überwinden können. Die Wanderhilfe ist mit Wasserbausteinen ausgeführt. Sie besteht aus insgesamt 19 Becken (jeweils 3 auf 2,25 Meter) und überwindet einen maximalen Höhenunterschied von 2,2 Metern.

Christoph Rapp, Leiter des SWM Bereichs Wasserkraft:
„Die SWM haben sich schon an mehreren Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung der Leitzach beteiligt. Mit der Fisch-Wanderhilfe haben wir nun das bisher größte und wichtigste Projekt hier realisiert. Sie hat vielfältige positive Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem des Gewässers. Ich danke allen Projektbeteiligten, insbesondere dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, der Unteren Wasserrechtsbehörde, der Unteren Naturschutzbehörde, der Fischereifachberatung Oberbayern sowie der ausführenden Firma und den Kolleg*innen für ihr Engagement und die Unterstützung bei diesem Vorhaben, von der Planung, Genehmigung bis hin zur Ausführung der Wanderhilfe. Gemeinsam haben wir ein sehr gutes Ergebnis für die Flussökologie erreicht.“

Fünf weitere Fisch-Wanderhilfen geplant
Die SWM nutzen nicht nur das Wasser der Leitzach zur Produktion von Ökostrom, sondern auch mehrere andere Gewässer wie die Isar. Mit der Fertigstellung der Fischwanderhilfe an der Wehranlage Großhesselohe wurde erst im März 2025 eine gewässerökologisch bedeutende Verbindung geschaffen. Weitere Maßnahmen an der Mangfall, der Amper und der Isar befinden sich kurz vor Beantragung, sind im Wasserrechtsverfahren oder wurden gerade genehmigt, so dass sie, abhängig von ökologischen Auflagen, schnellstmöglich umgesetzt werden können.

SWM Wasserkraft handelt ökologisch und sozial
Als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge ist die SWM Wasserkraft dem Wohl der Einwohner*innen Münchens und seiner Region verpflichtet. Um ihren Beitrag zum Gemeinwohl zu belegen, hat die SWM Wasserkraft 2022 erstmals einen Gemeinwohlbericht erstellt und durch einen unabhängigen Prüfer auditieren lassen. Dieser beschreibt den Nutzen der SWM Wasserkraft für Werte wie Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung. Bei der Rezertifizierung 2024 konnten sie ihren ohnehin schon guten Wert nochmal steigern, von 430 auf jetzt 471 Punkte.  

Mehr Infos: https://www.swm.de/unternehmen/magazin/energie/wasserkraft-gemeinwohlbilanz

Das Leitzachwerk: Ökostrom aus Wasserkraft
Das Pumpspeicherkraftwerk Leitzach mit den Unterbecken und klein im Hintergrund das Laufwasserkraftwerk Leitzachwerk 3.

Seit 1913 erzeugt das Leitzachwerk Ökostrom aus Wasserkraft. Die Leitzachwerke 1 und 2 sind Pumpspeicherkraftwerke und befinden sich zwischen einem Ober- und drei Unterbecken. Der Seehamer See dient als Oberwasserbecken und wird aus Überleitungen von Mangfall, Schlierach und Leitzach gespeist. Um Ökostrom zu erzeugen, nutzen die Pumpspeicherkraftwerke den Höhenunterschied von 128 Metern zwischen dem Seehamer See und den Unterwasserbecken im Ort Vagen aus:

Wird Strom gebraucht, fließt Wasser vom Seehamer See durch eine Leitung hinunter nach Vagen. Dabei treibt es bis zu drei Turbinen an, die mechanisch mit einem Generator verbunden sind. Dieser wandelt die Bewegungsenergie in elektrische Energie, also in Strom, um.

Bei niedrigem Strombedarf (z. B. nachts) pumpen die Leitzachwerke Wasser aus dem Unterbecken in den Seehamer See zurück. Sprich: Das Gewässer dient als natürlicher Energiespeicher, um bei Bedarf später wieder die Turbinen zur Stromerzeugung anzutreiben.

Am Auslauf der Unterwasserbecken befindet sich noch ein Laufwasserkraftwerk – das Leitzachwerk 3. Es gibt die den drei Flüssen entnommene Wassermenge gleichmäßig wieder an die Mangfall ab und erzeugt dabei kontinuierlich Strom.

Warum gibt es am Seehamer See „Ebbe und Flut“?
Die Leitzachwerke sind dafür verantwortlich, dass es am Seehamer See künstliche Gezeiten gibt. Denn wird Strom erzeugt, rauscht Wasser aus dem See durch drei Turbinen hinunter nach Vagen. Dort wird es in drei Auffangbecken gespeichert. Der Wasserspiegel im Seehamer See sinkt – wie bei Ebbe. Wenn Wasser in den Seehamer See zurückgepumpt wird oder aus den Flüssen Mangfall, Leitzach und Schlierach nachfließt, steigt der Pegel wieder – wie bei Flut. Die Wasserspiegelschwankung beträgt im Seehamer See bis zu zwei Meter.

Naturschutz am Seehamer See
Der Seehamer See ist nicht nur als Speichersee für die Stromerzeugung in den Leitzachwerken unverzichtbar. Er ist selbst unter anderem aufgrund des schwankenden Wasserspiegels ein einzigartiges Habitat für Pflanzen und Tiere (z. B. kommen die Wasserspiegelschwankungen den Zugvögeln, die hier auf ihren Wanderungen Zwischenstation machen, zugute; viele Wattvogelarten nutzen die trockenfallenden Schlammflächen und Sandbänke zur Nahrungssuche). Die besondere geografische Lage und die großen schilfbewachsenen Uferzonen machen das Gewässer zum Beispiel zu einem wichtigen Rast- und Brutgebiet für viele seltene Vogelarten.

Mehr Infos zum Seehamer See: https://gemeinde-weyarn.de/freizeit/seehamer-see/


Technische Daten des Leitzachwerks:

  • Leitzachwerke 1 und 2:
    Eine Pumpturbine mit 49 MW und zwei ternäre Maschinensätze (Turbine und Pumpe teilen sich einen Motorgenerator) mit je 24,6 MW Leistung (Turbinenbetrieb) bzw. 18 MW (Pumpbetrieb).
    Mittlere jährliche Erzeugung: 142 Mio. kWh
  • Leitzachwerk 3:
    Zwei Kaplan-Rohrturbinen mit je 355 kW Leistung.
    Mittlere jährliche Erzeugung: 1,7 Mio. kWh

 

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