Das Jugendstil-Bad in München
11.11.2021 | Das denkmalgeschützte Müller’sche Volksbad ist das Juwel unter Münchens Bädern: Reich an Ornamenten strahlt das traditionsreiche Bad den Glanz des Jugendstils aus. Liebevoll restauriert und mit modernster Technik ausgestattet lädt es Badegäste und Saunafreund*innen zu Badespaß und Schwitzkuren der besonderen Art ein.
Ein lebendiges Stück Tradition
Das Bad war eine Schenkung des namensgebenden Ingenieurs Karl Müller an die Stadt München. Seine Spende hatte er an die Bedingung geknüpft, dass das Bad dem „unbemittelten Volk“ zur Verfügung stehen sollte, also den ärmeren Münchner*innen, die nicht den Luxus eines eigenen Badezimmers zuhause hatten. In erster Linie diente das Bad also damals der persönlichen Hygiene.
Der prächtige neobarocke Jugendstilbau entstand nach einem Entwurf des Architekten Carl Hocheder. Bei der Gestaltung ließ dieser sich unter anderem von römischen Thermen, barocken Sakralbauten, Hammams und Moscheen inspirieren. Diese Einflüsse kombinierte er mit dem zeitgenössischen Jugendstil. Im Bad finden sich zahlreiche barockisierende Schmuckelemente, Wandmalereien, Stuck, verzierte Holz- und Metallbrüstungen, Wasserspeier, Bronzestatuen und dekorierte Uhren.
1901 wurde das Bad als erstes städtisches Hallenbad eröffnet. Bis heute erhalten wir es in liebevoller Kleinarbeit in nahezu allen Details originalgetreu.
120 Jahre Müller'sches Volksbad
Der Betriebsleiter Erich Kühberger berichtet über die Geschichte des Volksbads.
zur Verfügung gestellt von muenchen.tv
Jugendstil in der Architektur
Der Jugendstil, auch „Art nouveau“ genannt, ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die etwa 20 Jahre lang angedauert hat, an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die Bezeichnung Jugendstil geht zurück auf eine Kunst- und Literaturzeitschrift namens „Jugend“. Sie erschien von 1896 bis 1940 in München.
Die Künstler*innen des Jugendstils lehnten es ab, historisch überlieferte, altbekannte Vorbilder nachzuahmen. Sie wollten etwas Neues, einen eigenen Stil finden. Charakteristisch war auch, dass sie die Einheit von Handwerk und Kunst anstrebten. Kunst und Ästhetik sollten in den Alltag integriert werden und auch Gebrauchsgegenstände funktional, aber ästhetisch sein. Daher hat der Jugendstil auch die Inneneinrichtung und Möbel beeinflusst.
Nachbildung von Formen aus der Natur
Ein wesentliches äußerliches Merkmal des Jugendstils ist die Ableitung von Formen und Linien aus der Natur, etwa mit dekorativ geschwungenen Linien, Ornamenten und Elementen wie Blumen, Blätter, Zweigen oder Ranken. Auch Tiere oder mythologische Elemente wurden häufig eingesetzt. Als Material kam für Bauwerke vor allem Sandstein zum Einsatz, darüber hinaus Stahl, Eisen und Glas.
Jugendstil-Architektur findet sich in vielen Städten Europas, etwa in Wien, Prag oder Barcelona. Neben Darmstadt war München die deutsche Hochburg des Jugendstils. Hier finden sich typische Gebäude vor allem in Schwabing.
Eine Brüstung im Volksbad
Foto: Rose Hajdu
Herren- und Damenbecken
Das Volksbad
Das Becken der kleinen Schwimmhalle (18 Meter Länge) hat wärmeres Wasser, einen Massagestrahl aus einem Wasserspeier und ist eher zur Entspannung gedacht. Rund um das Becken befinden sich Holzkabinen für die Umkleide. Traditionell gibt es noch heute einen Frauenbadetag dienstags in der Damenhalle.
Die große Schwimmhalle wird von einem Tonnengewölbe mit Galerie gekrönt. Mit dem 31 Meter langen Becken und dem etwas kühleren Wasser ist es vor allem für sportlichere Schwimmer*innen geeignet.
Foto (kleine Schwimmhalle): Rose Hajdu
Brause- und Wannenbäder
Im Untergeschoss befanden sich ursprünglich 86 Wannenbäder und 22 Brausebäder. Nachdem sich Badewannen und Duschen im 20. Jahrhundert fast flächendeckend in den privaten Haushalten in München verbreiteten, wurden diese Anlagen schließlich stillgelegt. Eins der ursprünglichen Wannenbäder haben wir erhalten und ein neues, sehr viel kleineres Wannen- und Brausebad eingerichtet.
Foto: Rose Hajdu
Römisch-irisches Schwitzbad
Seit der Anfangszeit befindet sich im Volksbad
Foto: Robert Götzfried
Führungen im Müller’schen Volksbad
Wollen Sie noch mehr vom Volksbad sehen? Interessieren Sie sich für die Geschichte des Bads?
Einmal monatlich finden Führungen im Volksbad statt, bei denen Sie das Gebäude abseits des Bade- und Saunabetriebs erleben können. Das Volksbad ist von innen wie von außen ein Erlebnis.
Zum Müller'schen Volksbad
- Termine: jeden letzten Freitag im Monat, 15.30 bis 16 Uhr
- Kosten: 5 Euro
- Treffpunkt: Eingangsbereich des Volksbads, bitte an der Kasse melden
- Anmeldung: Eine Vorab-Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen begrenzt.
Das wussten Sie noch nicht über das Volksbad
Auszeichnungen