Der neue Energiestandort Süd
21.12.2022 | Am Energiestandort Süd in München-Sendling wird bereits seit 1899, also seit mehr als 120 Jahren, Strom für die Stadt München erzeugt. Derzeit bauen wir den Standort für den Wandel zur neuen Energiewelt um. Denn die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien.
Effektive Kraft-Wärme-Kopplung
Das Heizkraftwerk (HKW) Süd ist der älteste konventionelle Erzeugungsstandort der SWM. Seit 1899, also seit mehr als 120 Jahren, wird in Sendling Energie für München erzeugt.
Nach Phasen mit Kohle- und Müllverbrennung ist seit rund zwei Jahrzehnten im Heizkraftwerk Süd die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Stand der Technik, also die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Fernwärme. Erdgasbetriebene Turbinen erzeugen Strom, die heiße Abwärme wird in Fernwärme umgewandelt. Bis zu 90 Prozent der Energie aus dem Erdgas werden so genutzt – damit ist die KWK eine der effektivsten und klimafreundlichsten konventionellen Erzeugungsmethoden.
Erdgas als den saubersten der fossilen Rohstoffe benötigen wir noch solange, bis wir die Energie für München komplett CO2-neutral erzeugen können.
Geothermie, Fernkälte, Energiespeicher
Im Laufe der Jahre wurde der Standort immer wieder modernisiert und an den steigenden Energiebedarf der Stadt angepasst.
Aktuell wird er erneut umgebaut – zu einem Erzeugungsstandort, der die Münchner*innen zeitgemäß mit Energie versorgt: Hier haben wir Deutschlands größte Geothermieanlage errichtet.
Außerdem werden die Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen modernisiert, um künftig noch effizienter Strom und Wärme zu erzeugen. Ab Mitte 2024 wird am Energiestandort Süd auch erstmals klimafreundliche Fernkälte für die Innenstadt produziert. Der große Kamin verschwindet, ein Energiespeicher und eine Technikzentrale entstehen – alles sichtbare Zeichen des Wandels hin zu den erneuerbaren Energien.
Erweiterung und Modernisierung
Der Energiestandort Süd wird zeitgleich an mehreren Stellen weiterentwickelt, um den Ansprüchen der neuen Energiewelt gerecht zu werden.
Regenerative Wärmeerzeugung: Größte Geothermieanlage Deutschlands
Auf dem Areal zwischen Isarkanal, Schäftlarnstraße und Großmarkthalle haben wir die größte Geothermieanlage Deutschlands errichtet, mit sechs Bohrungen bis in 2.400 bis 3.200 Meter Tiefe.
Die Anlage befindet sich bereits in der Produktion. Technische Verbesserungen finden laufend statt. Im Laufe des Jahres 2023 werden die technische und die genehmigungsrechtliche Übernahme der Geothermieanlage erfolgen. Im Vollbetrieb wird sie Ökowärme für mehr als 80.000 Menschen liefern.
Flexible Anlagensteuerung
Die Geothermieanlage soll bis Ende 2023 um einen Heißwasserspeicher mit ca. 45.000 m³ Kapazität erweitert werden. Mit ihm lässt sich die geothermale Wärme noch besser nutzen. Der Speicher trägt zur Versorgungssicherheit bei und macht die Anlagensteuerung flexibler: Wenn viel Strom benötigt wird, aber wenig Wärme, kann die Wärme gespeichert werden. Wird dagegen wenig Strom aus dem Kraftwerk benötigt – zum Beispiel, weil viel Strom aus erneuerbaren Energiequellen im Netz ist – erzeugen die Anlagen auch weniger Wärme. Der Speicher kann dann die benötigte Wärme liefern, und das über einen kurzen Zeitraum sogar mit der dreifachen Leistung der Geothermieanlage.
Erneuerung der Technik
Solange für die Strom- und Wärmeerzeugung noch nicht ganz auf Erdgas verzichtet werden kann, wollen wir den saubersten unter den endlichen Rohstoffen so effizient wie möglich nutzen. Die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist eine der effektivsten und klimafreundlichsten konventionellen Erzeugungsmethoden in Heizkraftwerken. Sie nutzt rund 90 Prozent der Energie aus dem Erdgas. Deshalb investieren wir auch in die Modernisierung unserer KWK-Anlagen: Eine moderne Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) mit KWK ersetzt die seit 1979 in Betrieb befindliche GuD1. Die neue Anlage kann künftig auch mit regenerativen Brennstoffen, wie etwa Biomethan oder Wasserstoff, betrieben werden. In der GuD2 wurden die beiden Gasturbosätze gegen moderne Maschinen ausgetauscht. Jede der beiden Gasturbinen besitzt eine um ca. 17 MWel höhere Leistung im Vergleich zur Vorgängermaschine und hat deutlich bessere Abgaswerte.
Die modernisierte Anlage wurde Ende 2021 für die Heizsaison in Betrieb genommen, um die sichere Wärme- und Stromversorgung Münchens sicher zu stellen. In der letzten Projektphase finden weitere Optimierungsmaßnahmen ohne Auswirkung auf die Versorgungssicherheit statt.
Eine der beiden neuen Turbinen der Gas- und Dampfturbinenanlage 2 (GuD2)
Umweltfreundliche Fernkälteerzeugung
Zukünftig wird am Energiestandort Süd auch Kälte erzeugt: Die neu entstehende Kälteanlage nutzt das kalte Wasser des Isarwerkkanals, aber auch Energie aus den KWK-Anlagen und der Geothermie, um Fernkälte zu erzeugen. Die Fernkälte strömt über eine neu entstandene 5 km lange Transportleitung durch die Isarvorstadt und Ludwigsvorstadt in die Innenstadt. Kund*innen entlang der Trasse und in der Innenstadt können damit ihre Gebäude kühlen, ganz ohne Kälteanlage.
Weitere Infos zur EU-Förderung
Das Projekt „Innovative und CO2-arme Fernkälteversorgung für das Münchner Innenstadtquartier“ wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Insgesamt erhalten die SWM 3,28 Millionen Euro aus diesem Programm. Fördergeber sind die EU (50 %), der Freistaat Bayern (10 %) und die Landeshauptstadt München (40 % kommunaler Eigenanteil).
Im Rahmen dieses innovativen Projekts errichten die SWM am Energiestandort Süd eine neue Kälteerzeugungsanlage, um in Zukunft zahlreiche Kunden in der Münchner Innenstadt mit ökologischer Kälte versorgen zu können. Der Energiestandort Süd, an dem die SWM seit vielen Jahren Fernwärme aus hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und in Zukunft auch aus erneuerbarer Tiefengeothermie erzeugen, bietet beste Voraussetzungen, um klimafreundliche und ressourcenschonende Kälte bereitzustellen. Denn bevorzugt setzen die SWM hier Fließwasser aus dem Isar-Werkkanal und Fernwärme als Antriebsquelle in Absorptionskältemaschinen ein. Zur Abdeckung der Spitzenlasten werden hocheffiziente strombetriebene Kompressionskälteanlagen verwendet. Damit lassen sich im Vergleich zu den sonst üblichen dezentralen Kühlanlagen in den einzelnen Gebäuden circa zwei Drittel der CO2-Emissionen einsparen.
Die Erzeugungsanlage soll 2022 in Betrieb gehen. Ab etwa 2028 wird in den Sommermonaten überschüssige Fernwärme aus erneuerbaren oder CO2-neutralen Quellen (Geothermie, Müllverbrennung) zur Verfügung stehen.
Zur Kälteeinspeisung verlegen die SWM ein über 6 km langes Transportnetz, das bereits größtenteils fertiggestellt ist. Um die großen Kundenpotenziale in der Münchner Innenstadt zu erschließen, wird bis 2022 der Energiestandort Süd an den beiden Anschlusspunkten in der Nähe Hauptbahnhof und Tal/Marienplatz mit dem bereits bestehenden Fernkältenetz verbunden. Die Trasse dieser neuen Transportleitung führt auch am Areal der Großmarkthalle sowie an städtischen Verwaltungsgebäuden sowie Krankenhäusern vorbei, so dass auch Fernkältekunden entlang der Trasse angeschlossen werden können.
Das Projekt hat einen sehr positiven städtebaulichen Einfluss: Durch die zentrale Fernkälteversorgung können unerwünschte Rückkühlaggregate auf den Dächern der Innenstadt vermieden werden, welche das Stadtbild nachteilig beeinflussen und in ungünstigen Fällen hygienische Probleme (Legionellen) verursachen können. Ebenso verbessert sich das Mikroklima, da die Wärmeabfuhr der Rückkühlgeräte dezentraler Klimageräte in der ohnehin aufgeheizten Innenstadt vermieden wird.
Die umweltfreundliche und CO2-arme Fernkälteversorgung trägt wesentlich zu den ambitionierten Klimaschutzzielen und den Aktivitäten zur Klimaanpassung der Stadt München bei. Das Konzept des Projekts berücksichtigt auch den in Zukunft wachsenden Kältebedarf als Folge des Klimawandels und steigender Komfortansprüche der Kund*innen.
Innovative und CO₂-arme Fernkälteversorgung für das Münchner Innenstadtquartier mit Quartiersgrenze des EFRE-Förderprojekts sowie Fernkältenetz (Planungsstand und Fertigstellungsgrad)
Neue Energiewelt
Die Kombination aus Kraft-Wärme-Kopplung, Geothermieanlage, Energiespeicher und regenerativer Fernkälteerzeugung machen den Energiestandort Süd hocheffizient, umweltfreundlich und flexibel steuerbar.
Geplante Standortentwicklung
Geothermie / Wärmestation
- Regenerative Wärmeerzeugung
- ca. 75 MWth
- Inbetriebnahme: Frühjahr 2021
Rückbaumaßnahmen
- Kamin der Hochdruckanlage, Bauteil 4, DeNOx (Rauchgasreinigungsanlage)
- Rückbau: 2018 – 2020
Wärmespeicher
- Flexibilisierung des Anlagenparks
- ca. 45.000 m³ Inhalt, 50 m Höhe
- Bauzeit: 2021 – vsl. 2023
KWK-Anlagen
- Effiziente, flexible & umweltfreundliche Strom- & Wärmeerzeugung
- ca. 3-6% höhere Gasturbinenwirkungsgrade
- Modernisierung GuD2
- ca. 435 MWth, 430 MWel
- Bauzeit: 2020 – 2021
- Erneuerung GuD1
- ca. 170 MWth, 215 MWel
- Bauzeit: 2020 – 2022
Fernkälte
- Effiziente & umweltfreundliche Kälteerzeugung durch freie Kühlung, Absorption, Kompression
- 1. Bauabschnitt ca. 13 MWth, Endausbau max. 35 MWth
- Bauzeit 1. Bauabschnitt: 2020 – Mitte 2024
So wird der Energiestandort Süd zukünftig aussehen: links das modernisierte HKW Süd, in der Bildmitte der Wärmespeicher und daneben das Technikgebäude, in dem auch die Fernkälte ausgekoppelt wird. (Visualisierung: SWM/SCG Architekten)
Infocontainer am Energiestandort Süd
Sie haben die Möglichkeit, sich im Infocontainer am Tor 3 über die aktuellen Bauvorhaben im Kraftwerk Süd zu informieren. Das Tor 3 befindet sich in der Schäftlarnstrasse 15, gegenüber der Einfahrt zur Großmarkthalle. Wenn Sie den Infocontainer besuchen möchten, melden Sie sich bitte beim Pförtner an, der dann aufsperrt. Samstags, Sonn- und Feiertags ist der Container immer verschlossen. Er wird nicht beheizt.