Heizkraftwerk Süd

Wie der höchste Kamin verschwindet

21.10.2020 | Der 176 Meter hohe Kamin am Heizkraftwerk Süd ist bald Geschichte: Ein acht Tonnen schweres ferngesteuertes Spezialgerät bricht das Bauwerk aus dem Jahr 1970 Stück für Stück ab.

Wandel zur neuen Energiewelt

50 Jahre lang ragte der Kamin am SWM Energiestandort Süd in München 176 Meter in die Höhe. Er stammt aus der Zeit, als im Heizkraftwerk Süd noch durch Müllverbrennung Energie erzeugt wurde. Nun wird der Kamin – nach dem Olympiaturm bislang das zweithöchste Bauwerk der Stadt – nach und nach abgerissen. Nachdem 1997 die Müllverbrennungsanlage, 2004 die Hochdruckanlage und 2018 das Spitzenheizwerk außer Betrieb genommen wurden, hat auch der Turm nun endgültig ausgedient.

Helge-Uve Braun, Technischer SWM Geschäftsführer, betont: „Der Kamin stammt noch aus der alten Kraftwerkswelt. Sein Verschwinden macht den Wandel des SWM Energiestandorts Süd  jetzt auch nach außen deutlich. Unsere Fachleute arbeiten hier an der Umstellung von der alten auf die erneuerbare Energiewelt München.“

Rückbau des HKW Süd wird erst jetzt sichtbar

Den Turm zu sprengen, war an dem eng bebauten Standort zwischen Brudermühl- und Schäftlarnstraße, Großmarkthalle und Isarkanal nicht möglich. Der Kaminabriss erfolgt daher in mehreren Schritten, der letzte ist der Abbruch der Stahlbetonhülle. Bisher waren die Arbeiten von außen fast nicht zu erkennen. Zentimeter für Zentimeter entfernten Baufirmen über viele Monate hinweg vier riesige Stahlröhren im Inneren.

Nachdem die Röhren ausgebaut, zwei Zwischendecken ausgebrochen und massive Stahlträger auf den Kaminkopf transportiert wurden, arbeitet sich nun ein ferngesteuertes Abbruchgerät von oben nach unten. Wie schnell die Arbeiten fertig sind, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel vom verbauten Material oder dem Wetter. Bei starkem Unwetter oder Wind müssen die Arbeiten aus Sicherheitsgründen unterbrochen werden. Trotz der Um- und Rückbauarbeiten läuft die Energieerzeugung im Kraftwerk wie gewohnt weiter.

Energieversorgung in München entwickelt sich stetig weiter

Seit 1899 wird in Sendling-Thalkirchen Energie für den Puls der Stadt erzeugt. Genauso wie die Münchner Energieversorgung hat der Standort seither vielfache Erweiterungen und Transformationen erlebt. Aktuell findet die Weiterentwicklung des Energiestandorts Süd zeitgleich an mehreren Stellen statt: An der Schäftlarnstraße entsteht ab Mitte 2020 eine Fernkälte-Erzeugungsanlage, die auch Geothermie nutzt. Auf dem nördlichen Teil des Geländes entsteht bis Anfang 2021 Deutschlands größte Geothermieanlage.

Als regionaler Energieversorger werden die Stadtwerke München dort künftig klimaneutrale Erdwärme ins Versorgungsnetz einspeisen. Die gewonnene Energiemenge reicht für mehr als 80.000 Bürger*innen. Bis die Wärmeversorgung der Stadt zu 100 Prozent CO₂-neutral ist, investieren die SWM noch einmal in die Modernisierung der Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen am Heizkraftwerk Süd.

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