Seehamer See

Naherholungsgebiet, Energielieferant, Biotop und schützenswerter Naturraum

Der Seehamer See

Ein einzigartiges Biotop mit „Ebbe und Flut“

Südöstlich von München, mitten in einem Landschaftsschutzgebiet liegt der Seehamer See. Unter den 430 Seen im Freistaat Bayern nimmt der Seehamer See eine Ausnahmestellung ein – denn er verfügt über künstlich erzeugte Gezeiten. Bis zu zwei Meter kann der Höhenunterschied des Wasserspiegels betragen. Verantwortlich für „Ebbe und Flut“ ist die Nutzung des Sees für die Stromgewinnung durch Wasserkraft.

Wird Strom erzeugt, rauscht Wasser aus dem Seehamer See durch Turbinen hinunter nach Vagen. Der Wasserspiegel sinkt. Und steigt später durch den Zufluss des Wassers aus Mangfall, Leitzach und Schlierach wieder an. Oder indem das Wasser aus einem der Auffangbecken wieder in den See zurückgepumpt wird. Durch seine künstlichen Gezeiten ist der Seehamer See nicht nur eine Freizeitoase für Wanderer, Angler und Erholungssuchende, sondern auch ein einzigartiges Flora-Fauna-Habitat.

Wasserkraft am Seehamer See

Ökostrom seit mehr als 100 Jahren

Seit 1913 wird am Seehamer See mittels Wasserkraft Ökostrom produziert. Für die Elektrifizierung der Stadt München war das am See errichtete Leitzachwerk sehr bedeutend. Dank ihm brannten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts mehr und mehr Münchner Straßenlaternen mit elektrischem Licht statt mit Gas. In dem Pumpspeicherwerk kann Wasser durch Pumpen in den Seehamer See als Speicher gehoben werden, um später bei Energiebedarf die Turbinen zur Stromerzeugung anzutreiben.

Weiter dient das Wasserkraftwerk der Regelleistung, also dem Ausgleich von Frequenz-Schwankungen im Stromnetz. Für die Stromerzeugung nutzt es den Höhenunterschied von 128 Metern zwischen Seehamer See und dem Ort Vagen. Noch heute produziert das von den Stadtwerken München betriebene und selbstverständlich längst modernisierte Leitzachwerk Ökostrom für rund 58.000 Münchner Haushalte pro Jahr. Durch die Errichtung des Wasserkraftwerks wurde der Seehamer See auf das Doppelte seiner Fläche angestaut und in ein einzigartiges Flora-Fauna-Habitat verwandelt.

Mehr zur Wasserkraft am Seehamer See: Leitzachwerke

Die SWM beteiligen sich auch an Maßnahmen zur fischfreundlichen Umgestaltung der Gewässer, die unser Leitzachkraftwerk speisen.
Mehr Infos dazu: Wasserkraft und Umweltschutz

Schützenswerte Vogelwelt

Seltene Gäste aus aller Welt

Die großen schilfbewachsenen Uferzonen, seine fünf Inseln und die besondere geografische Lage machen den Seehamer See zu einem wichtigen Rast- und Brutbiotop für viele seltene Vogelarten. Diese finden zum Beispiel einen Schlafplatz auf den Inseln, der von Oktober bis März im Pendelverkehr zwischen Skandinavien und Sizilien benutzt wird. Insgesamt 193 Vogelarten kehren jährlich am Seehamer See ein. 71 dieser Vogelarten sind bedroht und stehen auf der sogenannten Roten Liste.

Mehr zum Vogelschutz am Seehamer See: LBV Miesbach

Die Isarfischer am Seehamer See

Vereinte Kräfte für die Natur

Seit 1956 begleitet der Isarfischer e.V. die Geschichte des Seehamer Sees. Der See war das erste Gewässer, das der 1950 gegründete Verein für seine Mitglieder pachten konnte. Seitdem kümmern sich die leidenschaftlichen Angler*innen und Naturliebhaber*innen um die Pflege des Fischbestands im Seehamer See.

Durch den ständigen Frischwasserzufluss aus den künstlich angelegten Leitzach- und Mangfallstollen fühlen sich vor allem Renken im Seehamer See sehr wohl. Die Isarfischer dürfen auch ausgewählte Stellen der Schutzzone befischen. Einmal im Jahr veranstalten die Isarfischer ein Ramadama, bei dem Unrat und Abfälle rund um den See mit vereinen Kräften aufgeräumt werden.

Mehr Infos zum Verein: Isarfischer e. V.

Freizeitspaß am Seehamer See

Im Einklang mit der Natur

Der Seehamer See bietet Erholungssuchenden Natur pur. Badende können sich hier auf den Schutz der Wasserwacht verlassen. Rund um den See gibt es für Wandernde einen rund sechs Kilometer langen durchgängigen Weg, der mal am Ufer entlang und mal durch den umliegenden Wald führt. Zwei Campingplätze am See laden zum Übernachten vor Ort ein. Highlight auf der Runde um den See ist sicher die Quelle namens "Deife ria di" an der Südwestseite, die neben frischem Wasser auch feinen Sand auszuspucken scheint.

Aufgrund der enormen Bedeutung des Seehamer Sees als Trittstein für den Wasservogelzug zwischen Ammersee, Starnbergersee, Ismaninger Speichersee, Tegernsee und Chiemsee können vor allem zwischen Herbst und Frühjahr zahlreiche Vögel am See beobachtet werden.

Seit 1992 ist auf dem Seehamer See eine Schutzzone eingerichtet, welche fortlaufend den Erfordernissen angepasst wurde. Ein Teil von besonders sensiblen Seebereichen ist optisch mit einer gelben Bojenkette abgetrennt.

Darüber hinaus sind die auf der Karte gekennzeichneten Aufenthaltsbereiche und Schilfbereiche für Fortpflanzung und Brütung vieler seltener Vogel- und Fischarten bedeutsam.

Zum Schutz des Seehamer Sees

Helfen Sie mit!

Für den Schutz des Flora-Fauna-Habitats Seehamer See engagieren sich die umliegenden Gemeinden, zahlreiche Anwohner*innen, Vereine und Unternehmen seit Jahren.

Helfen auch Sie mit, die Natur am Seehamer See zu bewahren:

  • Überschreiten Sie die markierten Bojenabgrenzungen nicht mit Wasserfahrzeugen, sowie auch nicht als Schwimmer*in.
  • Schilfflächen dürfen nicht betreten werden.
  • Halten Sie mit Wasserfahrzeugen jeglicher Art und als Schwimmer*in deutlichen Abstand von den Schilfflächen am Ufer.
  • In der Winterruhe von 1. November bis 31. April ist jeglicher Wasserverkehr auf dem ganzen See verboten, für das Kitesurfen gilt dies ganzjährig.
  • Beachten Sie die bußgeldbewehrte Schutzgebietsverordnung des Landratsamts Miesbach.

Die vorstehenden Einschränkungen gelten nicht für registrierte Fischerboote.